Die Erdbebengefährdungskarten bilden die Werte für die durch Erdbeben ausgelösten horizontalen Beschleunigungen ab, die in einem bestimmten Zeitraum an einem gewissen Ort auftreten können. Auf der Karte sind die möglichen Beschleunigungen auf einem homogenen Referenzfels angegeben. Für eine lokale Gefährdungsabschätzung muss der jeweilige Untergrund mitberücksichtigt werden.

Wie stark ein Gebäude aufgrund eines Erdbebens schwingt, hängt von seiner Bauweise und der damit verbundenen Eigenfrequenz ab. Ein Erdbeben mit Bodenbeschleunigungen im selben Frequenzbereich wie der Eigenfrequenz eines Gebäudes kann dieses so anregen, dass es besonders stark zu schwingen beginnt (Resonanz). Eine solche Anregung der Eigenfrequenz ist in der Regel mit grösseren Schäden verbunden. Typische Gebäude in der Schweiz mit zwei bis fünf Stockwerken weisen im Mittel eine Eigenfrequenz von 5 Hertz auf.

Erdbebengerecht gebaute Wohn- und Geschäftsgebäude werden in der Schweiz für Erschütterungen ausgelegt, die an ihrem Standort durchschnittlich einmal innerhalb von 500 Jahren zu erwarten sind. Die Lebensdauer eines Gebäudes beträgt ungefähr fünfzig Jahre. Innerhalb seiner Lebensdauer besteht für jedes Wohn- und Geschäftsgebäude eine Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent, dass es von einem solchen Erdbeben getroffen wird. Wichtigen Infrastrukturen wie etwa Spitälern, Bahnhöfen oder Staumauern gebührt ein besonderer Schutz. Sie müssen daher grösseren Erschütterungen standhalten. Grosse Staumauern beispielsweise sollen Erschütterungen standhalten, wie sie an diesem Ort nur einmal innerhalb von 10'000 Jahren zu erwarten sind.